Im Gedenken an Dieter Herbold – Nachruf unseres Abteilungskommandanten Dirk Schelling

Verfasst von Dirk Schelling am . Veröffentlicht in Presseberichte

Die Freiwillige Feuerwehr Neureut nimmt Abschied von ihrem Ehrenmitglied und Ehrenabteilungskommandanten Hauptbrandmeister Dieter Herbold.

Dieter Herbold ist am 1. März 1966 in unsere Jugendfeuerwehr eingetreten und wurde am 1. Januar 1968 in die Einsatzabteilung übernommen. Zuvor gehörte er bereits seit seinem zwölften Lebensjahr dem Spielmannszug an, den er auch in jungen Jahren als Tambourmajor leitete. Darauf, warum er erst Ende 2021 der Form halber in die Alters- und Reserveabteilung aufgenommen wurde, gehe ich später noch ein.

Dieter Herbolds, ich möchte sagen „Lebenswerk für das Feuerwehrwesen“, lässt sich mit drei großen Säulen beschreiben: seiner unermüdlichen Arbeit in- und für die Abteilung Neureut, seinem engagierten Einsatz als Kreisausbilder auf Stadtebene und seiner, mit viel Hingabe durchgeführten, Brandschutzerziehung.

Mit der ersten Säule, der Neureuter Feuerwehr, legte er den Grundstein. Hier erwarb er das Handwerkszeug und bildete sich in zahllosen Fachlehrgängen kontinuierlich fort. Die Feuerwehrleistungsabzeichen Baden-Württemberg erwarb er einmal in Bronze, dreimal in Silber und zweimal in Gold. 1971 begann er bei der damaligen Gemeinde Neureut als ausgebildeter Kfz-Mechaniker und arbeitete fortan im Feuerwehrhaus. Zu jener Zeit, einerseits beruflich, aber auch in der Freizeit mit der Feuerwehr eng verbunden, ließ er sich zum Gruppenführer ausbilden und übernahm 1979 unsere Gruppe 7. Durch die Folgen seines schweren Unfalls, der sich 1985 beim Umbau des Feuerwehrhauses ereignete, musste er sich leider beruflich umorientieren. Seinem Engagement im Ehrenamt tat dies jedoch keinen Abbruch. Von 1992 bis 1997 war er stellvertretender Zugführer, bevor er sich für die Wahl zu unserem Abteilungskommandanten bereiterklärte. Von 1997 bis 2012 – also für insgesamt fünfzehn Jahre – hatte er dieses Amt inne und führte unsere Feuerwehrabteilung. Eine hohe Messlatte in der Ausbildung, ein starkes und geschlossenes Auftreten, aber auch ein kameradschaftlicher Zusammenhalt waren ihm wichtig. Während seiner Amtszeit wurde unser Förderverein gegründet, dessen Vorstand er dann ebenfalls angehört hat. Als Dank und Anerkennung für die von ihm geleistete Arbeit wurde er im März 2012 zum Ehrenmitglied und wenig später zum Ehrenabteilungskommandanten ernannt.

Für die zweite Säule hat er im Jahr 1978, mit dem Ausbilderlehrgang für die Truppmann- und Truppführerausbildung, die notwendige Qualifikation erworben. 
Seit dieser Zeit, also fast 45 Jahre lang, wirkte er bei zahllosen Lehrgängen als Kreisausbilder mit und vermittelte Generationen von Feuerwehrangehörigen der Freiwilligen Feuerwehr Karlsruhe Feuerwehrwissen. Vor wenigen Tagen habe ich die Aussage gehört: „Von wem haben wir es alle gelernt? Von ihm“. Wichtige Handgriffe und Fertigkeiten, Vorgehensweisen, Feuerwehrtechnik und -taktik hat er für jedermann verständlich, praxisnah und mit großer Geduld den Lehrgangsteilnehmern, auch mir, beigebracht. Ich denke, es ist nicht übertrieben, wenn ich sage, dass Dreiviertel der heutigen aktiven Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehr Karlsruhe durch die Schule von Dieter Herbold gegangen sind.

Eine Herzensangelegenheit war ihm die dritte Säule seines Wirkens. So wie fast jedes Kind Feuerwehrmann Sam aus dem Fernsehen kennt, ist „Feuerwehrmann Dieter“ oder etwas respektvoller „Der Herr Herbold von der
Feuerwehr“ jedem Kind oder heute schon Erwachsenen in Neureut bekannt. Durch die Brandschutzerziehung in den Neureuter Kindergärten und Schulen hat Dieter Herbold eine wichtige Präventionsarbeit geleistet. Wie zündet man eine Kerze an? Wie setze ich einen Notruf ab? Was tue ich, wenn es brennt? Auf all diese Fragen hatte er eine altersgerechte Antwort und hat damit die Feuerwehr bei den Jüngsten repräsentiert und der Feuerwehr ein Gesicht gegeben. Doch damit nicht genug. Dieter Herbold hat es verstanden Menschen jeden Alters wichtige Brandschutztipps zu geben und so hat er die Mitarbeitenden der Kitas und viele andere Gruppen in der Handhabung von Feuerlöschern unterrichtet und zum Thema Brandschutz sensibilisiert. Nebenbei war er in den Sommerferien in der Kinderspielstadt Karlopolis aktiv – natürlich als Feuerwehrkommandant.

In den Tagen nach Dieter Herbolds Tod gab es viele Reaktionen der Betroffenheit auch in den sozialen Medien. Eine möchte ich hier zitieren, weil sie vieles zusammenfasst: „Es müssen viele ihr Wirken auf einen Haufen legen, was Du alleine für die Feuerwehr Karlsruhe geleistet hast! Menschlich ein Vorbild, fachlich ein Ass, ein Freund und Du warst Dir nie für etwas zu schade!“ Dem kann ich mich persönlich mit der Beschreibung Kamerad, väterlicher Freund, Berater und Mentor nur anschließen!

Dieter Herbold erhielt die Ehrennadeln der Stadt Karlsruhe für 15 und 30 Jahre Feuerwehrdienst. Mit den Feuerwehr-Ehrenzeichen des Landes Baden-Württemberg in Silber, Gold und Gold in besonderer Ausführung, zuletzt für 50-jährigen aktiven
Feuerwehrdienst, wurde er ausgezeichnet. Durch den Deutschen Feuerwehrverband wurde er mit dem Feuerwehr-Ehrenkreuz in Silber und in Gold geehrt. Im Jahr 2018 wurde ihm eine besondere Ehre zuteil, als er die Staufermedaille überreicht bekam, mit welcher der Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg Menschen für besondere Verdienste um das Allgemeinwohl ehrt.

Zuletzt möchte ich darauf zurückkommen, warum Dieter, eigentlich nur der Form
halber, in unsere Alters- und Reserveabteilung aufgenommen wurde: Dies wurde zuvor schlichtweg versäumt, weil Dieter trotz Erreichen des Alters von 65 Jahren und darüber hinaus immer da war. Sein wichtigstes Anliegen, als ich ihn Ende 2021, also mit 71 Jahren, auf die Formalie angesprochen habe, war, dass er seine persönliche Schutzausrüstung behalten kann, weil er die als Kreisausbilder und für die Brandschutzerziehung benötigt. Natürlich habe ich ihm das versichert und auch dass es kein Problem ist, dass er seinen Meldeempfänger behalten kann, da man Mitglieder der Alters- und Reserveabteilung zu Übungen und Einsätzen nach den Feuerwehrregularien zum Dienst „heranziehen“ kann. Doch „heranziehen“ hat man Dieter nicht müssen, denn er ist von ganz alleine gekommen.

Mir sind zwei Bilder im Kopf: Dieter auf dem E-Bike von seiner Frau, wenn er bei Alarm das Feuerwehrhaus angesteuert hat und eine Situation erst letztes Jahr: ein Großbrand in der Nordstadt. Der Löschzug war bereits ausgerückt. Jetzt wurde noch die Wasserförderung der Abteilung Neureut angefordert. Im Feuerwehrhaus waren zwar ausreichend Einsatzkräfte, aber fast keine Führungskräfte. Ich habe in die Zentrale geschaut und dort Dieter entdeckt. Als ich ihm gesagt habe, dass ich einen Zugführer für die Wasserförderung brauche, war seine Antwort: „Ich wollte eigentlich hier in der Zentrale bleiben, aber wenn Du mich brauchst, ziehe ich mich
um und fahre raus“. Gesagt, getan. Er hat sich umgezogen und ist ausgerückt.

An dieser Stelle möchte ich Danke sagen: Danke lieber Dieter für Deinen
engagierten und unermüdlichen Einsatz. Aber auch danke, liebe Familie Herbold. Dieters Einsatz für uns, im Dienst der Feuerwehrfamilie, war nur möglich durch Eure Unterstützung, Euren Rückhalt und dadurch, dass Ihr ihn habt „machen lassen“ und in der Zeit auf ihn verzichtet habt.

Die Feuerwehr ist Dieter Herbold zu großem Dank verpflichtet und wird ihm stets 
ein ehrendes Andenken bewahren.

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